EINE ERZÄHLUNG ÜBER REINIGUNGSARBEITEN | Kathrin Hammelstein

Zur Arbeit

Die Arbeit Eine Erzählung über Reinigungsarbeiten (2017) entstand als Masterarbeit für den Studiengang Anglistik und Kunst für das Lehramt an der Universität der Künste Berlin.

Die Wertigkeit, die unsere Gesellschaft einer Masterarbeit entgegenbringt wird mit einem Arbeitsvorgang zusammengeführt, der divergent besetzt ist; der Arbeit von reproduktiven Erhaltungsmaßnahmen.

Das Zusammenführen einer Masterarbeit im künstlerischen Bereich für das Studium mit dem Bereich der Reinigungs- oder Erhaltungsarbeit dient als Ausgangspunkt für eine vertiefte Auseinandersetzung mit Inhalt, Form und Rezeption der verschiedenen Arbeitsvorgänge im sozialen, wissenschaftlichen und alltäglichem Feld. Der Fokus der Arbeit liegt insbesondere auf der Betrachtung von kreativer Arbeit, der Arbeit eines Kunstschaffenden, und Reinigungsarbeiten, der Arbeit zur Erhaltung, Wiederherstellung und Vorbereitung folgender Arbeiten.

Es gilt zu beleuchten, zu dekonstruieren und mithilfe der entstanden “Erzählung über Reinigungsarbeiten” neu zu konstruieren.

WissenschaftlerInnen und KüsterInnen haben sich dem Thema Reinigung und Schmutz (u.a. Mary Douglas, 1966 und Nicole C. Karafyllis, 2013) und der Zusammenführung von künstlerischen und alltäglichen “niedrigeren” Material und Arbeitsweisen (u.a. Imi Knoebel, Daniel Spoerri) auf vielfältige Weise gewidmet.

Der Glaube, dass ein Hinterfragen unserer Konstrukte, unserer Bewertungen und entsprechend daraus resultierenden Handlungsweisen an aktueller Dringlichkeit nichts verloren hat ist grundlegend für diese Arbeit; in einer Gesellschaft, die auf Wettbewerb mit gesellschaftlich teuer gehandelten Konstrukten von Image, finanziellem Erfolg und Bildungsabschlüssen handelt. Darüber hinaus möchte die Arbeit aufzeigen, dass Rekonstruktion und Konstruktion eines Thema oder Objekts durch vielfältige und unterschiedliche Betrachtungsweisen und Perspektiven umfassendes Lernen und Wissen ermöglicht (siehe u.a. Carl-Peter Buschkühle, Joseph Beuys).

Anhand der beiden Bereiche soll exemplarisch die sehr unterschiedliche Wahrnehmung und Bewertung in Frage gestellt und gezeigt werden, dass wir meistens “einem Bild” von unendlich vielen möglichen “Bildern” folgen.

Eine eindeutige Trennung wird dann schließlich vollends aufgehoben wenn erkannt wird, dass das die konkrete Arbeit, die Bewegung des Körpers sich beim Auftragen der Farbe wie bei dem Abtragen von Schmutz verhält. Dieselbe Körperbewegung siedelt sich in stark gegensätzlich bewerteten Bereichen an.

Warum diese Bereiche in Ihre Wertigkeit so unterschiedlich besetzt sind, soll schließlich erörtert werden. Diese könnte selbst ausschließlich aus Ihrer Betrachtungsweise, von mangelnder Sichtbarkeit und Anerkennung resultieren.

Die Arbeit erhebt keinen Anspruch auf eine umfassende Betrachtung, möchte jedoch einen umfassenderen Blick eröffnen und mit gewohnten Bildern brechen. Ich freue mich über Jed/n der daran teilnimmt, neue Bilder zu schaffen.

Kathrin Hammelstein